Das Katzenhaus des Tierschutzvereines Lilienthal, Worpswede uns Grasberg e.V. gleicht zurzeit einem Kindergarten. „Wir haben vor knapp zwei Wochen 19 Kitten und fünf Mütter hereinbekommen“ , berichtet Kathrin Schoof, Leiterin des Katzenhauses.
Auch eine Kaninchenmutter und ihren Babys fanden kürzlich Unterschlupf in der Einrichtung im Lilienthaler Gewerbegebiet. „Die hatte man einfach am Wegesrand an einem Feld ausgesetzt“, berichtet Schoof.
Seit Mitte Juli habe der Verein 43 Katzen aufgenommen.
„Mit den Ferien hat das bei uns nichts zu tun.“
Vielmahr habe der Verein zahlreiche Katzen übernommen, deren BesitzerInnen mit der Haltung überforder war.
Auch sei es nach wie vor nicht ungwöhnlich, dass Katzernmütter mit ihren Jungen auftauchen, denn auf dem Land würden die Tiere oft nicht kastriert, obwohl dafür eine Pflicht in allen drei Kommunen, für die Kathrin Schoof und ihre Kollegen zuständig sind, bestehe.
Wir sind zurzeit voll bis unters Dach“, sagt auch der Vorsitzende des Tierschutzvereines, Sven Peters. 35-40 Katzen haben Platz in der Einrichtung an der Straße Scheeren, 50 sind dort zurzeit untergebracht. Auf seinem Gelände hat der Tierschutzverein außerdem seit Frühjahr einen Zwinger für Fundhunde.
Dieser dient laut dem Vorsitzenden aber lediglich zur Überbrückung von maximal 72 Stunden, bis die Vierbeiner wieder von ihren Besitzern abgeholt werden. Nichtsdestotrotz riefen nahezu täglich Hundebesitzer bei ihm an, die ihr Tier an den Verein abgeben wollten.
Die Gründe dafür seien so vielschichtig wie unglaublich. „Weil die Leute dem Tier plötzlich nicht mehr gerecht werden, weil der Hund plötzlich zu groß geworden ist, weil er doch dreimal täglich raus muss und nicht nur einmal, wie es der Verkäufer gesagt hat, oder weil sich die Kinder nicht kümmern“, zählt Peters auf.
Die Anfragen kämen bei Weitem nicht nur aus dem Einzugsgebiet des Vereines, sondern zum Teil aus 300 Kilometern Entfernung, weil alle Tierheime voll seien.
Dier Kernaufgabe des Tierschutzvereines liegt Peters zufolge darin, sich um Fundtiere zu kümmern. Und die gebe es zurzeit zahlreich.
Eine steigende Zahl hat der Vorsitzende seit etwa Mitte vergangenen Jahres registriert. Nicht alle seien ausgebüxt, die Mehrzahl werde augesetz, sagt Peters. „Die landen dann irgendwo in Lilienthal, Grasberg oder Worpswede an Stellen, wo sie gut gefunden werden. Manche in Kartons, andere an einen Stein gebunden oder auf einem Kissen. Da haben wir schon alles mögliche erlebt.“
Warum die Menschen sich immer öfter auf diese Weise von ihren Vierbeinern trennen, sei nicht immer zu erklären, sagt Kathrin Schood. „Manchman sind es auch ältere Menschen, die sich ein Tier angeschafft haben, und es gibt dann keinen in der Familie der sich darum kümmert, wen der Besitzer krank wird oder verstirbt.“ Deshalb haben Interessenten, die eine Katze vom Tierschutzverein übernehmen, auch immer die Möglichkeit, sie dorthin zurückzugeben. „Uns ist daran gelegen, dass unsere Bewohner ein schönes Zuhause bekommen.“
Vor kurzem fand sich auch ein Fundhund am Bahnübergang Worpswede. Eine kleine, ältere Hündin, die weder gechippt noch registriert sei, deswegen könne der Halter auch nicht ermittelt werden. Warum sie ausgesetzt wurde, weiß Kathrin Schoof nicht. „Die haben ja leider keinen Zettel dran.“ Die Hündin sei nun auf einer Pflegestelle untergekommen.
Der Grund, dass sich die Halter von ihren Tieren trennen, sei oft eine Mischung aus vielen Dingen, weiß die Leiterin des Katzenhauses. „Viele wollen nicht von Anfang bis Ende die Verantwortung für ein Tier übernehmen.“ Aber auch die tierischen Mitbewohner, die während der Pandemie angeschafft wurden, würden mitunter lästig, weil sie auch gefüttert und versorgt werden müssen, wenn die Besitzer nun wieder in den Urlaub fahren können.
Die gestiegenen Kosten für Futter machten es manchen Menschen zudem schwer, das notwendige Geld für die vierbeinigen Mitbewohner aufzubringen.
Die Katzenhausleiterin appeliert an diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich Hund, Katze oder Kanninchen zuzulegen, sich richtig aufklären zu lassen. „Man muss wissen, was kommt da auf mich zu, welche Kosten entstehen durch Futter, Medikamente, Tierarzt und wo bleibt das Tier, wenn ich im Urlaub bin? Das muss man sich vorher überlegen.“
Bei den vielen Bewohnern der Einrichtung im Gewerbegebiet ist das Team um Kathrin Schoof und Sven Peters dringend auf weitere Helfer angewiesen. „Wir brauchen jeden, der bereit ist, sich in die Aufgaben und das geaamt Spektrum des Tierschutzes einzuarbeiten“, sagt der Vorsitzende.
Stichwort: Ehrenamt: Die Vereinsmitgliedersind neben ihrem Beruf für den Tierschutz unterwegs, um ausgesetzte Tiere abzuholen und ins Katzenhaus oder Pflegestellen zu bringen.
„Wenn wir nicht sofort kommen können, dann nicht, weil wir böse sind, sondern weil wir nebenher auch noch einen Alltag haben, den wir entsprechend organisieren müssen“, so der Vorsitzende.
Der Tierschutzverein Lilienthal, Worpswede und Grasberg freut sich nach Angaben des Vorsitzenden Sven Peters über Geld- und Futterspenden. Vor allem die Finanzielle Unterstützung sei während der Pandemie deutlich zurückgegangen.
Der Verein bietet Interessierten auch Patenschaften für Tiere an: Mit einem regelmäßigen Beitrag von mindestens fünf Euro im Monat können Tierfreunde den Verein unterstützen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.tierschutz-lilienthal.de
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